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Runneburg / Weissensee / Thüringen

Runneburgverein
plattgemacht ?!
Pressemitteilung des Runneburgvereines vom 17.11.2004

Bürgerengagement oder Verwaltungsbürokratie? Hände weg vom Runneburgverein!


Der Runneburgverein ist mit seinen ca. 500 Mitgliedern seit 1990 im Rahmen seines ehrenamtlichen Engagements für die Bewältigung der kulturellen, musealen und touristischen Aufgaben auf der Runneburg im thüringischen Weißensee zuständig. Darüber hinaus hat der Verein mehrere hunderttausend Euro in den baulichen Erhalt und die notwendige Infrastruktur der Burg investiert. Als Anerkennung für sein Engagement wurde dem Verein im Jahr 2000 der Thüringische Denkmalpreis verliehen. Dieses Engagement war allerdings nur so lange möglich, wie die baulichen und kulturpolitischen Rahmenbedingungen intakt waren. Insofern war es bereits in der Vergangenheit oftmals schwierig, die verwaltungspolitischen Vorgaben der Stiftung Thüringer Schlösser & Gärten mit unserem ehrenamtlichen Bürgerengagement unter einen Hut zu bringen. Darüber hinaus haben sich die baulichen Zustände im mittelalterlichen Teil der Burg dramatisch verschlechtert, einige Bereiche sind in hohem Maße einsturzgefährdet. Nun hat die Stiftung Thüringer Schlösser & Gärten den bestehenden Schlossverwaltungsvertrag mit dem Verein zum Jahresende einseitig gekündigt und möchte dem Verein neue Verwaltungsstrukturen diktieren (vgl. Anlage Pressemitteilung der Stiftung vom 16.11.04). Die Kündigungsgründe sind nicht gerechtfertigt und werden scharf zurückgewiesen! Der Vorstand des Runneburgvereines hat in den letzten Monaten nichts unversucht gelassen, diese extreme Verschlechterung unserer Rahmenbedingungen zu verhindern, auch offizielle Beschwerden über die Art der Amtsführung des Stiftungsdirektors, Herrn Dr. Paulus, haben zu keinem Ergebnis geführt. Der Vorstand hat mehrfach Stiftung, Stiftungsrat und Kultusministerium eindringlich darauf hingewiesen, dass bei dem sich abzeichnenden Szenario folgende dramatische Entwicklung droht:
  • Der Vorstand wird der nächsten Jahreshauptversammlung vorschlagen, den Verein im kommenden Jahr aufzulösen.
  • Damit wäre die Schließung des Museums, des Historischen Archives, der Abbau der deutschlandweit bekannten Steinschleuder (der touristischen Hauptattraktion zwischen Erfurt und Kyffhäuser), die Schließung der gastronomischen Einrichtung und die Einstellung aller kulturellen Aktivitäten verbunden.
Trotz komplizierter Umstände hat es der Runneburgverein geschafft, die Burg jährlich für etwa 40.000 Besucher attraktiv zu machen. Die Runneburg ist neben der Wartburg in Thüringen, diejenige Burg, die am häufigsten in den Medien genannt wird. Der Runneburgverein appelliert dringend an die Öffentlichkeit, an alle Medien, an den riesigen Freundeskreis der Runneburg, vor allem aber an die zuständigen politischen Entscheidungsträger, diese unheilvolle Entwicklung zu verhindern. Allerorten werden die Bürger aufgefordert, durch ehrenamtliches Wirken, die Lücken zu schließen, die die öffentliche Hand im Kultur- und Denkmalbereich mangels leerer Kassen nicht mehr schließen kann. Auf der Runneburg wird nunmehr eine Bürgerinitiative "plattgemacht", die ihre Wurzeln bereits in der Vorwendezeit hat und schon Vieles bewegte, als es die Stiftung Thüringer Schlösser & Gärten noch gar nicht gab. Deshalb werden wir das kulturpolitisch und denkmalpflegerisch fahrlässige Wirken der Stiftung nicht weiter hinnehmen und fordern vielmehr, dass diese alles unternimmt, damit der Verein sein anerkannt erfolgreiches Wirken fortsetzen kann. Uns ist natürlich klar, dass wir für die Thematisierung unserer Probleme die öffentliche Wahrnehmung benötigen. Wir bitten deshalb alle Medienpartner, unsere Sorgen aufzugreifen und mit uns gemeinsam nach Lösungen zu suchen, frei nach dem Motto "Alle Hände für die Runneburg – aber Hände weg vom Runneburgverein". Bitte verstehen Sie unsere heutige Pressemitteilung nicht als einfache Beschwerde oder Klagelied, sondern als Hilferuf engagierter und immer noch hoch motivierter Bürger, die auch in Zukunft für die Kultur- und Denkmallandschaft in unserem Freistaat Thüringen etwas bewegen wollen. Wir würden uns über Ihre Unterstützung sehr freuen und verbleiben mit – immer noch optimistischen Grüßen aus Weißensee!


Michael Kirchschlager     Thomas Stolle
Vereinsvorsitzender        stellv. Vereinsvorsitzender



Anlage:
Zitat der Pressemitteilung der Stiftung Thüringer Schlösser & Gärten (Ausgabe C vom 16.11.04)

Vertrauensverhältnis zerrüttet - Stiftung Thüringer Schlösser & Gärten kündigt den Schlossverwaltungsvertrag mit dem Runneburgverein e. V.

Die Stiftung Thüringer Schlösser & Gärten kündigt zum Ende des Jahres den Schlossverwaltungsvertrag mit dem Runneburgverein e. V. Zu diesem Schritt sah sich die Stiftung veranlasst, da das Vertrauensverhältnis zwischen Stiftung und Schlossverwaltung nachhaltig gestört ist. Eine weitere Zusammenarbeit erscheint nicht mehr vertretbar, weil das Vertrauensverhältnis unverzichtbar ist, da die Schlossverwaltung auch haushalterische Aufgaben der Stiftung wahrzunehmen hat. Gründe für diesen Schritt sind, dass die mit der Schlossverwaltung beauftragten Personen wiederholt die Interessen der Stiftung nicht vertraten, obwohl sie dazu verpflichtet waren, sondern Eigeninteressen. Ferner wurde in der Schlossverwaltung die vertraglich vereinbarte Informations- und Fürsorgepflicht nur unzureichend wahrgenommen, wodurch der Stiftung erhebliche Nachteile entstanden. Jüngst wurde eigenmächtig ein Baum auf dem Grundstück der Stiftung gefällt. Hieraus entstanden erneut finanzielle Nachteile für die Stiftung. Derzeit verhandelt die Stiftung mit der Stadt Weißensee über eine zeitnahe Übernahme der Schlossverwaltung, die von dortiger Seite bereits in Aussicht gestellt wurde. Der Runneburgverein erhält jedoch weiterhin ein Angebot für einen neuen Mietvertrag zur Fortsetzung seiner kulturellen und veranstaltungsbezogenen Arbeit auf der Runneburg. Insbesondere die Veranstaltungen des Vereins werden weiterhin von der Stiftung begrüßt. Der neue Vertrag, dessen Laufzeit am 1.1.2006 beginnt, sieht die für alle Liegenschaften der Stiftung geltende Kulturmiete vor. Bislang nutzte der Runneburgverein die angemieteten Räume kostenfrei. Diese Konditionen können mit Auslauf des bisherigen privilegierten Vertrages Ende 2005 nicht mehr gewährt werden. Es erfolgt eine Anpassung des Nutzungsverhältnisses an die sonst auch in anderen Liegenschaften der Stiftung geltenden Rahmenbedingungen.