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Runneburg / Weissensee / Thüringen
HISTORISCHES ARCHIV WEIßENSEE

Merian

Statuta
Abb. oben : Stich von Merian, Mitte 17. Jh.

Abb. unten: Statuta thaberna
mit Weißenseer Reinheitsgebot
aus dem Jahre 1434


Am 9. Juni 1994 kehrten rund 63 lfm Akten und Urkunden des Stadtarchives Weißensee, die sich seit 1909 als Depositum (Rep. E Weißensee) im heutigen Landeshauptarchiv von Sachsen-Anhalt in Magdeburg bzw. dessen Außenstelle Wernigerode befanden, wieder an ihren angestammten Aufbewahrungsort nach Thüringen zurück. Die Verlagerung der Archivalien Anfang unseres Jahrhunderts war im Zusammenhang mit der durch die preußischen Behörden in der Provinz Sachsen und dem Regierungsbezirk Erfurt betriebenen Archivpflege zustande gekommen. Bereits im 19. Jahrhundert waren hier besondere Verordnungen erlassen worden, um den Bestand an bedeutenden älteren Archivalien in den Städten zu erfassen und zu sichern. Vom 2. bis 20. Juli 1907 führte schließlich der Magdeburger Archivdirektor Georg Winter eine Inspektion in den 23 Stadtarchiven des Regierungsbezirkes durch. Der Zustand des Archives in Weißensee wurde danach, ähnlich wie bei anderen Städten, die keinen Archivar besaßen, als unbefriedigend eingeschätzt. Die Ausführungen von G. Winter belegen einerseits, wie schlecht die archivischen Belange im Ort wahrgenommen wurden. Andererseits lassen sie erahnen, über welche reichhaltige schriftliche Überlieferung Weißensee verfügte. Die von Winter angeregte Deponierung im zu dieser Zeit für die preußische Provinz Sachsen zuständigen Staatsarchiv Magdeburg erfolgte schließlich Anfang 1909.

Die nach Magdeburg gelangten Unterlagen aus dem Stadtarchiv Weißensee umfaßten den Zeitraum von 1331 bis 1902. Abgesehen von den Urkunden scheint bei der Abgabe durch die Stadt jedoch keine eindeutige Trennung der Archivalien hinsichtlich ihrer Laufzeit erfolgt zu sein, da im Stadtarchiv in größerem Umfang Dokumente aus dem 16. bis 19. Jahrhundert (ab 1542) verblieben und Exemplare aus Bandreihen z.T. in beiden Einrichtungen vorlagen. In Magdeburg wurden die Archivalien durch Direktor G. Winter provisorisch erschlossen und geordnet sowie ein entsprechendes Verzeichnis angelegt. Auch nach der am 1. Juli 1944 erfolgten Aufgliederung der Provinz Sachsen und der Integration des Regierungsbezirkes Erfurt an das Land Thüringen im Sommer 1945 verblieb das Depositum im Archiv in Magdeburg. Dies lag vor allem daran, daß die beabsichtigte Errichtung eines Archives für die preußischen Gebietsteile Thüringens in Erfurt nicht zustande kam. Später erfolgte eine Verlagerung des Depositums nach Wernigerode im Zusammenhang mit der Errichtung einer Außenstelle des Staatsarchivs Magdeburg in dieser Stadt im Jahre 1967. Die 1909 im Stadtarchiv Weißensee verbliebenen Archivalien wurden später im Rathaus umgelagert. Erst in den 50er Jahren wurde eine provisorische Erschließung und Ordnung der älteren Unterlagen vorgenommen. Eine kontinuierliche Archivpflege erfolgte danach allerdings auf Grund des fehlenden Interesses und der materiellen Voraussetzungen durch die Stadt Weißensee bzw. das Kreisarchiv Sömmerda nicht mehr.

    Hinzu kam, daß die Aufbewahrung im Dachgeschoß des Rathauses, wo die ca. 180 lfm Unterlagen den Unbilden der Zeit ausgesetzt waren, mehr als mangelhaft blieb.

Nach der Wende waren es dann Mitglieder des 1990 gegründeten "Verein zur Rettung und Erhaltung der Runneburg in Weißensee/Thür. e.V.", die sich bis 1999 um die Sicherung der Archivalien und die Schaffung von Möglichkeiten zu deren Auswertung im Zusammenhang mit der Erforschung von Burg und Stadt Weißensee bemühten. Bedingt durch die bevorstehende Sanierung des Weißenseer Rathauses und auf Grund der Suche nach Möglichkeiten für die Runneburg, die sich seit April 1994 im Besitz der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten befindet, wurde daher auch die Unterbringung des städtischen Archivgutes auf der Burg zwischen der Stadt Weißensee und dem Runneburgverein vereinbart. Die Umlagerung erfolgte im Juni 1994. Gleichzeitig wurde begonnen, die Unterlagen zu säubern, zu verpacken und sachgerecht zu lagern. Ebenso wurden durch den Verein in Übereinstimmung mit der Stadt Verhandlungen mit dem Landesarchiv Magdeburg bezüglich der oben erwähnten Übernahme des Depositums aufgenommen. Nachdem am 9. Juni 1994 die wertvollen Akten und Urkunden des Stadtarchivs Weißensee nach Weißensee zurückgekehrt waren, konnten diese durch die Stadt Weißensee und den Runneburgverein mit anderen in Weißensee überlieferten Beständen und Sammlungen im neu gegründeten "Hirtorischen Archiv Weißensee" zusammengeführt werden. Dieser Zusammenschluß wurde von Archivaren und Hirtorikern begrüßt, zumal die Archivalien der Stadt Weißensee nun erschlossen werden können und damit besser der wissenschaftlichen Forschung dienen. Am 11. März 1995 wurde das Historische Archiv Weißensee feierlich eingeweiht. Die im Historischen Archiv verwahrten Unterlagen repräsentieren eines der bedeutensten kleinstädtischen Archive in Thüringen, das reichhaltiges und bisher kaum genutztes Material zur Territorial- und Lokalgeschichte enthielt. Eine Betreuung des Archives erfolgte durch die Mitglieder des Runneburgvereins und der ABM-Kräfte. Das Historische Archiv Weißensee umfaßte einschließlich der Zeitungssammlung 184 lfm Akten, 2.500 Fotografien und 2.000 Dias. Die Archivbibliothek und die Bibliothek des Vereins werden laufend ergänzt, Publikationen verwandter Vereine werden auf der Grundlage des Schriftentausches erworben. Seit 31.01.2000 ist das Historische Archiv Weißensee geschlossen. Der Bestand "Stadtarchiv Weißensee" wird im Rathaus der Stadt verwahrt. Anfragen und Auskünfte bitte an:

Stadtverwaltung Weißensee,
Langer Damm 7, 99631 Weißensee

Einigkeit und Treue


 
Einigkeit und Treue